Donnerstag, 23. Januar 2014

Beten

Heute ist mir ein schöner, tiefer, lebendiger, dichter Text (wieder-)begegnet, den ich mitnehmen möchte in die nächsten Tage:

Beten
indem man atmet
nachdenkt
die Augen schließt
sich verwahrt
sich auftut und schaut
plant organisiert
es gut machen will
die Sache einrenkt
weiterdenkt
Beten im Gehen
auf eigenen Beinen
auf dieser Straße
in und mit dieser Welt
Gebet als Arbeit
die Phantasie
und die schwielige Hoffnung
die Aufmerksamkeit
der innere Ruck
das Telefongespräch
oder am Reißbrett
am Schalter am Schreibtisch
die Feile in der Hand
die Schürze um
Beten im Alltag
in allem und jedem
zu Hause das Glück
das Glas in der Hand
Umarmung im Schweiß
Gebet mit der Haut
mit den Fingern der Zunge
geflüstert gestreichelt
verströmende
sich vergessende Andacht
das Einssein der Puls
die Mitternachtsmette
und der Morgen in Grau
das Augenreibgebet
auf ein Neues mach‘s gut
und ach Gott und nur so
und doch
einfach Vertrauen

Lothar Zenetti

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