Montag, 8. November 2010

Pure Natur

Heute einfach mal eine kleine Einladung zum Genießen... Neenee, die sind nicht von mir. Die Fotocommunity hat gerade das Ergebnis eines Fotowettbewerbs für einen Naturfotokalender veröffentlicht. Die Fotos der Jury-Auswahl sind technisch weit über meinem Niveau und jedes für sich eine Augenweide. Hier als Appetithäppchen ein bisschen Daumenkino - zu den normalgroßen Bildern geht's über den Link darunter:

Freitag, 1. Oktober 2010

UFOs in Advertising

Ein gelegentlicher Blick über meinen Informatiker-Tellerrand führt mich z.B. zu creativebits. Vor ein paar Tagen erschien auf diesem Blog eine Zusammenstellung von ufo- und alienhaltigen Anzeigenkampagnen.

Mir ist noch nie soo aufgefallen, was für eine feste, wiedererkennungssichere Ikonographie es in diesem Bereich gibt. Die Lichtkegel-up-beamende fliegende Untertasse oder der mandeläugig-fahlhäutige Außerirdische sind offensichtlich genauso feststehende Meme des industrialisierten Menschen wie z.B. das mild-freundlich-schöne langhaarig-vollbärtige Jesusantlitz. Hieroglyphen einer internationalen nonverbalen Sprache, die wir intuitiv erfassen und kaum einmal als spezifische Sprache, als stillschweigend vereinbarten Code wahrnehmen.

Auch wenn es sich lohnt, die ganze creativebits-Liste außerirdischer Anzeigen zu durchstöbern, präsentiere ich hier mal meine persönlichen Top-Five (Reihenfolge wie bei creativebits):











Was mich besonders fasziniert: bei jeder dieser Anzeigen liegt ein wesentlicher Teil der "Story" im Off: jenseits des Bildrands, außerhalb des dargestellten Zeitpunkts, oder auch in unausgesprochen referenziertem Popkulturgut (das seinerseits womöglich auch schon wesentlich aus Zitat besteht). Diese Bild-Textschnipsel-Kombinationen transportieren ein Vielfaches von dem, was sie explizit machen. Kopfkino vom Feinsten.

Donnerstag, 30. September 2010

TShirt


Vor Kurzem durfte ich einen jungen Künstler, den ich fachlich wie persönlich sehr schätze, bei einem TShirt-Projekt informationstechnisch unterstützen. Es war eine fruchtbare Zusammenarbeit, die uns beiden großen Spaß gemacht hat. Gut möglich, dass ich an dieser Stelle hin und wieder mal eines seiner Werke präsentiere. Bin schon echt gespannt auf das nächste Projekt...

Das Shirt ist ein Einzelstück. Reproduktionen für Fans sind aber vermutlich nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Aber das nächste TShirt-Projekt gibt's ja vielleicht erstmal woanders...

Hier ein Micro-Making-Of:
Bleistiftzeichnung → Eddingzeichnung → Foto → Kontrastspreizung → Negativ → Zuschnitt → Pixelnachbearbeitung → Transparenz → Farbe → Upload zum Druckdienstleister.
(Digitalbildbearbeitung mit Gimp)


Donnerstag, 2. September 2010

3 * 17

Siebzehn Tage schon
aus ferner Freiheit zurück
was nehme ich mit?

Siebzehn Wochen noch
zwanzig-zehn - carpe diem
kostbar jeder Tag

Siebzehn Jahre tief
miteinander verbunden
sieh hin: wir sind reich

----- ------- -----

<Nachtrag>
Heut sah ich Dichtung
vor der jedes eigne Wort
hoffnungslos verblasst...
</Nachtrag>

Sonntag, 7. Februar 2010

1984 - 2.0

Das hat Orwell nicht vorhergesehen: die Privatsphäre stirbt gar keinen Märtyrertod im übermächtigen Würgegriff einer alles durchdringenden totalitären Staatsmacht. Sondern elend dahinsiechend an den entstellenden Metastasen des Narzissmustumors, der unsere Gesellschaft ungezügelt durchwuchert.
Der "Große Bruder" ist heute nicht mehr das unentrinnbare Kontrollsystem eines menschenverachtenden Machtapparats, sondern das scham- und geschmacklose Publikum der selbstverachtend ihre Seele zu Markte tragenden Psychogladiatoren.

"Jeder hat ein Geheimnis" - davon handelt schon das Ende der biblischen Sündenfallgeschichte. Die Geheimnisträger schützen ihre Scham mit Feigenblättern, und Gott "machte Adam und seiner Frau Kleidung aus Tierfellen und zog sie ihnen an". So ein achtungsvoller Umgang mit dem Geheimnis des Anderen - wie uncool. Viel lieber stellt man die Versager nackt an den Pranger - "it's fun."

Kein Geheimnis ist vor unserer hemmungslosen Enthüllungswut sicher - erst recht nicht das eigene. Die alte Geschichte beschreibt den anfänglichen Zustand unbeschwerter Unschuld mit dem schlichten Satz: "Sie waren nackt, aber sie schämten sich nicht." Wenn das der entscheidende Punkt ist, sollten wir doch bald wieder paradiesische Zustände erreicht haben. Nie war es so leicht, sich vor aller Welt schamlos zu entblößen, und es wird immer einfacher. YouTube und Twitter waren nur der Anfang. Facebook hilft nach Kräften, auch gleich alle Freunde mit ins Rampenlicht zu zerren.

Und wer's noch paradiesischer möchte, sollte sich bei Blippy anmelden. Sicher liegt auch dir die altmodische Heimlichkeit deines Bankkontos schon seit langem schwer auf der Seele - hier findest du endlich Befreiung!

Ich will nicht das "soziale Web" verteufeln. Blogge ja selbst. Wer im Glashaus sitzt, soll sich nicht wundern, wenn die Leute gucken. Aber sozial wird das Web durch grenzenlose Selbstveröffentlichung genauso wenig wie die Fußgängerzone durch Nacktshoppen.
Dass 40% der deutschen Jugendlichen und Erwachsenen eigene Inhalte ins Netz stellen, halte ich durchaus für eine kulturelle Errungenschaft. Was wir onlinedeutschen da aber im Einzelnen veröffentlichen - nun ja...

Dienstag, 2. Februar 2010

Hundegrippe


Zu Beginn der 20er Jahre war die Klimaerwärmung so weit fortgeschritten, dass sich der Permafrostboden Sibiriens dauerhaft in einen gigantischen Sumpf verwandelte. Die allgegenwärtige kalte Nässe brachte das biologische Gleichgewicht gründlich durcheinander. Unter Säugetieren breiteten sich in nie dagewesenem Ausmaß ansteckende Krankheiten aus.

Einer der aggressivsten Erreger entwickelte sich unter den Wölfen. Die Symptome der befallenen Tiere waren eher harmlos, seine Verbreitungsgeschwindigkeit aber gewaltig. Noch bevor er auf dem Radar der medizinischen Forschung erschien, trug ihn bereits ein großer Teil der europäischen und asiatischen Haushunde in sich.

Einsame Propheten, die zu dieser Zeit warnten, dass nach Hühner- und Schweinegrippe durchaus etwas viel Schlimmeres folgen könnte, wurden bestenfalls belächelt, meist aber schlichtweg ignoriert und totgeschwiegen. Als man dann unter großem Medienrummel die Mutation entdeckte, die mit deutlich kritischerem Krankheitsverlauf auf den Menschen übersprang, war es bereits zu spät...

Samstag, 30. Januar 2010

Maschinelle Poesie

Ein alter Menschheitstraum: nicht allein kreativ zu sein, sondern ein selbständig kreatives Etwas zu erschaffen. Einen Automaten oder Algorithmus etwa, der in gewissem Sinne "uns gleich sei", ein "Ebenbild" mit eigenen Entscheidungen, unvorhersagbar, spielerisch, ästhetisch, emotional. Der Traum, gottgleich eine neue Art von Leben in die Welt zu setzen.

Unser mühsames Dahinstolpern auf diesem endlosen Weg hat manche skurrilen Blüten hervorgebracht. Eine in diesem Zusammenhang wenig beachtete sind die sogenannten "Übersetzungsprogramme". Ursprünglich dazu gedacht, Information unbeschadet von einer Sprache in eine andere zu übertragen, tun sie in Wirklichkeit etwas ganz anderen: sie dichten. Mit ungeahnter Ästhetik und hintersinnigem Humor erschaffen sie Poesie, die wir nicht besser hingekriegt hätten. Höchstens anders.

Neulich flatterte mir ein ganz entzückendes Werk eines solchen Dichters aus Bits und Bytes in die Mailbox, und ich finde, es verdient ein größeres Publikum. Hier ist es:

Sehr geehrte Kunden Visa,

Es wurde unsere Aufmerksamkeit, dass Ihre Visa-Karte Informationen müssen reaktiviert werden gebracht zum Teil auch weiterhin Ihre Karte zu schützen und zu reduzieren der Fall von Betrug.
Wenn Sie Ihre Visa-Karte aktiviert sie nicht unterbrochen werden und wird wie gewohnt fortsetzen.

Ihre Identifikationsnummer ist: A7DS54LT

Klicken Sie auf den folgenden Link zur Aktivierung Ihrer VISA-Karte :
Bitte klicken Sie hier, um Ihre Identität zu prüfen

Wenn Sie Ihren Datei zu überprüfen führt zur Aussetzung der Karte

Ist das nicht wunderschön? Diese Sprachmelodie, diese poetische Verschmelzung von Hinterlist und Naivität...

Nun muss man ja damit rechnen, dass "Übersetzungsprogramme" eines fernen Tages tatsächlich Programme sein werden, die übersetzen. Ich bin sicher, dass wir dann - manchmal - wehmütig zurückdenken werden an den lyrischen Reichtum der Tage, als diese Programme doch viel mehr konnten als einfach nur übersetzen.

<Nachtrag>
Wenige Tage nach diesem Blog-Eintrag lese ich vom Gedenken an zwei Pioniere der Computerkunst, die tatsächlich absichtlich an digitaler Poesie gearbeitet haben - ohne den Umweg über vorgebliches "Übersetzen". Der Würdigung ihrer Lebenswerke schließe ich mich gern an: am 7.2.2010 wäre Max Bense 100 Jahre alt geworden, und am 31.1.2010 starb im Alter von 77 Jahren sein Schüler Theo Lutz.

Aber auch im Bereich der erdichteten Übersetzungen wird offenbar fleißig weiter experimentiert: niemand geringeres als Google scheint den Babelfisch realisieren zu wollen. OK, ins Ohr wird er noch nicht gleich passen, aber im Handy ist doch auch schon nicht schlecht, oder? Simultan-"Übersetzung" gesprochener Sprache - auf die poetischen Ergüsse bin ich ja schon sowas von gespannt...
</Nachtrag>

Donnerstag, 28. Januar 2010

Sunset


Wie lange saßen wir schon da und starrten zum Horizont? Letzten Donnerstag ist die Sonne nun tatsächlich in die Fluten des Marktes getaucht: nach der US-amerikanischen hat nun auch die EU-ropäische Wettbewerbsaufsicht Oracles Sun-Übernahme genehmigt.

Die versinkende Sonne hinterlässt - unter anderem - einen blühenden Garten quelloffener Software, darunter das Datenbanksystem MySQL, die Programmiersprache Java, das Büropaket OpenOffice. Mögen sie auch unter dem neuen Eigentümer weiterhin fruchtbar gedeihen.

Die Liste der Kondolenzen ist lang, man trifft sich zum Blumenwerfen in tröstender Gesellschaft von Tux und Duke im Blog des Java-Mitbegründers James Gosling.

Auch auf meinen Weg hat die Sonne aus Santa Clara ihre Strahlen geworfen:
Nach 2 Jahren Wüstenwanderung an den Bernsteinmonitoren einer Siemens BS2000-Rechenanlage waren Suns SPARCstations die ersten richtigen Computer in meinem Informatikstudium. Die "Pizza-Boxen" haben mich dann an zwei Unis durch's ganze Studium begleitet. Und heute ist Java mein täglich Brot - oder eher: das Werkzeug, mit dem ich es verdiene.
So long, old friend...